Chorleitung Erwachsene

Chor: Ein Feuerwerk an Emotionen!

Der Liederkranz Schlaitdorf

Chor: Macht gute Laune!

Das Vocalensemble Aichtal

Eine Chorprobe ist nicht nur eine Chorprobe. 
 
Auf eine kurze Phase von Entspannungs-, Lockerungs- und Körperwahrnehmungsübungen folgen Übungen zur Stimmbildung und schließlich konzentriertes musikalisches Erarbeiten von Repertoire oder neuer Literatur, erst stimmweise, dann mehrstimmig. So zumindest stellt man sie sich vor, eine Chorprobe. 
Aber dann macht bereits bei der ersten Einsingübung der Tenor aus der hinteren Reihe einen Witz. Schon ist sie dahin, die Konzentration, der ganze Chor lacht, ich wahrscheinlich am lautesten, und es dauert ein paar Minuten, bis wieder so viel Ruhe eingekehrt ist, dass wir da weiter machen können, wo wir unterbrochen wurden. Ich sage einen Titel an, den wir jetzt singen werden, alle kramen in ihren Notenordnern, es raschelt eine Weile, ein paar Soprane nutzen die Gelegenheit für ein Schwätzchen, schließlich hat man sich eine ganze Woche lang nicht gesehen. Eine Dame aus dem Alt findet die Noten nicht, der Notenwart waltet seines Amtes, alle warten, bis auch der Letzte bereit ist. Und dann kann es endlich losgehen. Konzentriertes Üben. Wiederholen. Der Sopran bitte noch einmal alleine. Jetzt der Tenor dazu. Manche Stücke kommen gut an, manche sind eher unbeliebt. Zumindest so lange, bis man sie gut kann. Dann – oh Wunder! – machen sie plötzlich doch Spaß. Ab und zu wird heftig diskutiert. Über Konzertprogramme. Über das Outfit des nächsten Konzerts. Die grünen Schals? Oder doch lieber die roten Accessoires? Schwarze Hose? Jeans? Dass sich alle einig sind, habe ich noch nie erlebt. Währenddessen suche ich schon das nächste Stück aus und beende mal mehr, mal weniger energisch die Diskussion. Wir müssen proben, das Konzert steht vor der Tür. Zum Schluss singen wir einem Sänger aus dem Bass ein Wunschlied, er hatte kürzlich Geburtstag. Ich sehe, während ich den vierstimmigen Gesang meines Chores am Klavier begleite, aus den Augenwinkeln, dass sich eine Sängerin heimlich ein paar Tränchen verdrückt. Das Lied handelt von Sehnsucht, von Verlust. Und wieder einmal sitze ich am Ende einer Probe am Klavier und bin berührt und glücklich, mit Menschen gemeinsam Musik machen zu dürfen. Eine Chorprobe ist eben viel mehr als nur eine Chorprobe.

 

Männerchöre
Liederkranz Schaltdorf e.V. · Männerchor · 2013–23
Gesangverein Reutlingen-Ohmenhausen e.V. · Männerchor · 2013–23

Frauenchöre
Gesangverein Reutlingen-Ohmenhausen e.V. · Frauenchor · 2013–23

Gemischte Chöre
Vokalensemble Aichtal e.V. · Gemischter Chor · 2006–23

Kammerchöre
Kammerchor Schola sine nomine e.V. · Stimmbildung · 2000—19

 

Sie suchen für Ihren Chor neue Impulse? Die Stimmbildung kommt nicht vom Fleck? Intonation und Chorklang sollen verfeinert werden? Die Atemtechnik hat noch »Luft nach oben«? Dann sollten wir uns darüber unterhalten: mail@taniacarmenhiby.de, M +49 151 63434731

 

Wo Männer singen

Der Liederkranz Schlaitdorf wirbt mit dem schlichten Untertitel: »Wo Männer singen.« Aber so  simpel ist die Sache bei eingehender Betrachtung  ganz und gar nicht. Nehmen wir den Slogan zunächst einmal ganz wörtlich: Wo singt Mann denn wirklich noch? Oder ganz präzise formuliert:
Wo erhebt der ganz normale Durchschnittsmann mittleren Alters im 21. Jahrhundert seine Singstimme? Wo singt Mann? Mann singt…
…unter der Dusche oder in der Badewanne.
…bei der Autofahrt. Aber nur wenn Mann alleine fährt.
…beim Zahnarzt.
…bei der Bundeswehr. Beim Marschieren. (Entfällt heute zumeist wegen Entfall der Wehrpflicht.)
…in der Karaoke-Bar. Im asiatischen Raum ein verbreitetes Phänomen, wozu Mann vom Arbeitgeber nach Feierabend genötigt wird (zur Verbesserung des Betriebsklimas).*
…in der Fankurve.*
…im Bierzelt.*
…am Ballermann.*
…bei Demonstrationen.
…während und nach der Betriebsweihnachtsfeier – so ziemlich alles, nur keine Weihnachtslieder.*

Für die mit * gekennzeichneten Punkte gilt: Mann singt erst ab 1,2 Promille.
Das Gute zuerst: Mann singt also noch. Aber eine befriedigende  Bilanz ist das für mich als Chorleiterin wahrlich nicht. Qualität der Darbietung und Hörgenuss eines möglichen, mehr oder weniger zufälligen Publikums dürften in den meisten o.g. Fällen eher mäßig sein. Mann singt also eigentlich nur noch, wenn er sich ganz unbeobachtet oder besser: ungehört wähnt oder wenn Mann in der Masse untergeht. Vor einigen Jahren war das noch anders. Ganz unmerklich ist offenbar ein  Teil unserer Kultur in Vergessenheit geraten, der früher allgegenwärtig war: Das Singen. Unsere Großväter sangen noch bei allen sich bietenden Gelegenheiten. Bei Festen. Beim Tanzen. Beim Wandern. Ganze Gattungen, Trinklieder, Tanzlieder, Wanderlieder, sind daraus entstanden. Zu Großvaters Zeiten sang man noch täglich im Schulunterricht. Das ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Unsere Großväter sangen noch bei der Arbeit! Ein Phänomen, das sich natürlich auf die heutige Arbeitswelt kaum noch übertragen lässt. Damals hat Mann sich körperlich schwere, monotone Arbeit erleichtert, indem Mann dem Arbeitsrhythmus angepasste einfache  Lieder sang. Berühmtestes Beispiel ist vielleicht der jamaikanische Banana Boat Song: Come, Mr. Tallyman, tally me Banana. Morgen- und Abendlieder, Frühlings- und Herbstlieder, Kirchendlieder: Gesang war ganz selbstverständlich in den Tages-, Wochen- und Jahreslauf integriert. Das Liebeslied ist offenbar die Gattung, die sich am ehesten tradieren ließ. Die Liebe – ob Liebesfreud oder Liebesleid – ist auch heute noch beliebteste Inspirationsquelle bei Komponisten und Interpreten. Aber welcher durchschnittliche Mann mittleren Alters stellt sich im 21. Jahrhundert noch unter das Fenster seiner Angebeteten und singt ihr ein Liebeslied?
»Moment mal«, höre ich Sie jetzt einwenden. »Aber bei mir läuft doch den ganzen Tag Musik: im Auto das Radio, beim Joggen läuft mein iPod mit, im Fernsehen ist jeder Film, jeder Werbespot mit Musik unterlegt…«. Ja. Musik ist allgegenwärtig. Aber wir konsumieren vornehmlich. Wir sind passiv, nicht aktiv.
»Wo Männer singen« – Wo singen Männer? Diese Frage ist schließlich ganz leicht zu beantworten. Wirklicher Gesang  und Stimmpflege im ursprünglichen Sinne wird für den Durchschnitts-Mann mittleren Alters im 21. Jahrhundert in den Chören gepflegt, die es in fast jedem Ort noch gibt. Der Liederkranz Schlaitdorf singt. Wanderlieder. Jahreszeitenlieder. Liebeslieder. Schlager. Popsongs. Und Singen, das ist in Schlaitdorf ein weiter Begriff: Singen, das ist auch Feiern, Lachen, Mitanpacken, Freundschaft, ein lebendiges Vereinsleben.
Ich freue mich sehr, dass es im Schlaitdorf des 21. Jahrhunderts noch so viele Männer mittleren Alters gibt, die miteinander singen. Und übrigens: Durchschnittlich sind sie alle ganz und gar nicht!

»Wo Mann singt, da lass’ Dich ruhig nieder – böse Menschen haben keine Lieder.«

Eine Auswahl der geleiteten Chöre